Zukunftsdialog

Ein Schulterblick

Beim ersten Zukunftsdialog skizzierten Politiker*innen und Fachplaner*innen, durch welche Handlungsschritte die Verkehrswende in der Vest gelingen kann.

Der Zukunftsdialog ist ein Veranstaltungsformat des Verkehrswendeprojektes der Vestischen Straßenbahnen GmbH. Es zielt darauf ab, die Voraussetzungen des ÖPNV der Zukunft und dessen Umsetzung zu diskutieren. Dabei gucken wir denjenigen über die Schulter, die erfolgreiche Projekte der Verkehrswende gemeistert haben.

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Im Oktober 2019 machte sich eine Delegation der Vestischen gemeinsam mit dem Landrat und Aufsichtsratsvorsitzenden Cay Süberkrüb auf den Weg in die französische Stadt Metz, denn dort hat man bereits 2010 begonnen, den öffentlichen Nahverkehr zu revolutionieren: Mit Doppelgelenkbussen auf eigenen Trassen und einer konsequenten Umgestaltung des Stadtraums zugunsten des ÖPNV wurde die Mobilität in Metz auf den Kopf gestellt.

Die inspirierenden Eindrücke aus Metz haben wir für den Zukunftsdialog nach Recklinghausen geholt und am 5. März 2020 politische Akteur*innen und Fachplaner*innen eingeladen, bei der interaktiven Veranstaltung in der Vest-Arena mit uns die Verkehrswende zu diskutieren und konkrete Handlungsschritte zu sammeln.

Was können wir von der Entwicklung und dem Erfolg des Projektes METTIS lernen, wie schaffen wir es in der Region zwischen Emscher und Lippe, ebenfalls zum guten Beispiel für den ÖPNV zu werden?

Was wir vor Ort erlebt haben, haben wir in einem interaktiven Video zusammengefasst: METTIS

Beim Zukunftsdialog konnten wir diese Erkenntnisse vertiefen. Mit Stéphane Rossano und Cyril Densa waren gleich zwei Vertreter vom METTIS vor Ort, die in vier Impulsbeiträgen einen weitreichenden Einblick gaben. Was das Großprojekt in Metz erreicht hat, wie es erreicht wurde und was man beim nächsten Mal anders angehen würde. Ein Schulterblick zu den Themen der Konzeption, Organisation und Kommunikation.

Was genau hat sich in Metz geändert?
Durch die Einführung zweier Schnellbuslinien und der verbesserten Anbindung des Busverkehrs in der Region Metz Metropole hat sich die Nutzung des ÖPNV verändert:

  • Die Fahrgastzahlen sind seit Beginn konsequent gewachsen, zwischen 2018 und 2019 stieg der Verkehr auf den Linien nochmal um 5,3%.
  • 80% der Arbeitsplätze und fast die Hälfte der Schulen werden mit METTIS erreicht.
  • Der Autoverkehr ist um 10% zurückgegangen.
  • Die Stadt wurde stärker begrünt und der Stadtraum zugunsten der Aufenthaltsqualität umgestaltet.

Wie war der Umgang mit Widerständen?
Großbaustellen haben Auswirkungen auf den Alltag der Stadtbewohner*innen und stoßen so häufig auf starken Gegenwind. Beim METTIS wurde 1% der Gesamtkosten für Kommunikationsmaßnahmen aufgewendet, um dem entgegenzuwirken. Dies entspricht 2,5 Mio.€ inkl. Steuern über vier Jahre.

  • Aufklärungsarbeit bei Gremien, Konferenzen etc.
  • Einbindung der Bürger*innen durch gemeinsame Gestaltungsmomente: Farbgebung der Busse, Bürgerstimmen für die Haltestellenansagen, Namensgebung
  • Begleitung während des Umbaus: Baustellenmelder per SMS, Maison METTIS, eine Anlaufstelle für Informationen und Diskurs, ein Mediatorenteam
  • Finanzielle Förderung des Einzelhandels bei Umsatzeinbußen

Was waren wichtige Meilensteine?
Um die Durchführung des Projektes zu beschleunigen, wurden Entscheidungswege in der Verwaltung verkürzt, alle zwei Wochen fand ein Planungstreffen des Steuerungsgremiums statt. Es wurde eine vorbereitende Konsultation staatlicher Behörden in Bezug auf die Unterlagen für die Erklärung des öffentlichen Nutzens, die Unterlagen für das Wassergesetz und die Anpassung der Stadtplanungsdokumente der Kommunen an die Vorschriften des Vorhabens vorbereitend angegangen.

Welche Learnings gab es?
Ein kritischer Blick der Impulsgeber auf das Projekt METTIS. Was sie uns mitgeben können:

  • sauberere und leistungsfähigere 24-m-Hybridbusse: Euro-6-Dieselmotor mit 2 Antriebsachsen, in Zukunft reiner Elektro- oder Wasserstoffantrieb.
  • Investitionen in ein leistungsstarkes ÖPNV-System sind lohnenswert und spricht die Kund*innen nachhaltig an.
  • Die Zielsetzungen der Fahrgastzahlen wurden weit übertroffen, sowohl für METTIS als auch im gesamten Netz.
  • Jetzt wird weiter investiert, um diese Wachstumsdynamik nicht auszubremsen. Es wird an der Einrichtung einer 3. Metrobuslinie gearbeitet.

 

Im zweiten Schritt ging es um die Übertragung. Was können wir aus den Schulterblicken mit in die Region nehmen? Wie könnte an diesem Beispiel die Verkehrswende in der Region gelingen? Im offenen Dialog mit allen Teilnehmer*innen identifizierten wir gemeinsam Hürden und Voraussetzungen. Das theoretische Ziel: der ÖPNV muss die zehn Städte verbinden, die Anbindungen verbessert, die Vernetzung gestärkt werden. Dazu braucht es ein Gesamtstrategie, welche u.a. eine Vision, ein Kommunikations- und ein Handlungskonzept braucht. Strukturelle Themen wie Gesetzesgrundlagen und Pflichtabgaben wurden im Dialog mit den französischen Gästen besprochen, da es in Frankreich bspw. eine Verkehrssteuer gibt, die den ÖPNV mitfinanziert.

Die Verkehrswende funktioniert nicht im luftleeren Raum.

Wir fragen diejenigen, die erfolgreiche Verkehrswendeprojekte initiiert haben und übertragen das, was wir von ihnen lernen können. Wir schaffen Diskussions- und Arbeitsflächen, um gemeinsam diesen Wandel voranzutreiben.

 

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