Die Verkehrswende und ... Andrea Baudek

Gespräche mit Menschen aus dem Vest

Die Verkehrswende bekommt ein Gesicht - oder viele Gesichter: In dieser Interviewreihe geht es um die Motivation, sich für eine nachhaltige Mobilität einzusetzen und innovative Ideen für die Zukunft.

Andrea Baudek ist Technische Dezernentin in Marl und zuständig für Stadtplanung, integrierte Quartiersentwicklung sowie das Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Andrea Baudek, warum stehen Sie hinter der Verkehrswende?
Zunächst einmal ist sie aus ökologischen Gründen notwendig, denn wir müssen unseren CO2-Ausstoß senken. Zudem bringt die Verkehrswende für jede/n einzelne/n viele Vorteile, denn das Leben wird gesünder und komfortabler.

Befürchten die Menschen nicht meistens das Gegenteil?
Durch die Verkehrswende erweitern sich unsere Möglichkeiten, andere Verkehrsmittel als das eigene Auto werden attraktiver. Bus- oder Bahnfahren ist ja heute schon stressfreier. Man kann während der Fahrt andere Dinge tun und muss sich nicht auf den Verkehr konzentrieren. Ich komme viel entspannter am Ziel an, wenn ich nicht selbst gefahren bin. Und seien wir ehrlich: Wenn man im Auto unterwegs ist, ist man selten pünktlich. Meistens steht man im Stau oder wartet beispielsweise hinter einem Müllwagen. Meine Erfahrung ist, dass ich mich nicht einfach ins Auto setze und die Fahrt ohne Komplikationen verläuft. So sicher, zuverlässig und komfortabel, wie oft behauptet wird, ist es also nicht. Da kann der ÖPNV heute bereits mithalten, und das Angebot sollte in Zukunft weiter verbessert werden. Er sollte attraktiver als das Auto sein.

Was wünschen Sie sich vom ÖPNV der Zukunft?
Die Taktung der Busse ist oft zu gering, besonders für ältere Menschen. Sie entscheiden sich dann doch für die Fahrt mit dem eigenen Auto. Da wünsche ich mir Verdichtungen. In Corona-Zeiten ist es zudem wichtig, dass Sicherheit und Hygienemaßnahmen so gewährleistet bleiben wie im Moment – damit man gern und vertrauensvoll den ÖPNV nutzt. Was ich super finde: In Oberhausen, wo ich lebe, kann ich nachts auf der Strecke aussteigen, so dass ich es näher zur eigenen Wohnung habe und nicht bis zur nächsten Haltestelle mitfahren muss, um dann lange allein durch die Dunkelheit zu laufen. Diesen Service bietet die Vestische ja auch, das „Halten auf Wunsch“ gilt abends ab 20 Uhr. Ich wünsche mir mehr solcher kleinen pragmatischen Lösungen.

Wie stellen Sie Ihre Stadt nach der Verkehrswende vor?
Die Verkehrswende bewirkt einen Rückgang des motorisierten Individualverkehrs. Es entstehen zusätzliche Freiräume, in der Stadt gibt es viel mehr Grün und größere Aufenthaltsflächen. Wir sehen es in Metz: Es ist viel schöner, wenn weniger Autos fahren. Die Belastung durch den Verkehr ist bei den Menschen sehr hoch, daran denken viele zu selten. Mit der Verkehrswende gewinnen wir Platz, Ruhe, Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität.

Andrea Baudek, vielen Dank für das Gespräch!

 

Lesen Sie hier weitere Artikel zum Thema:

Gefällt Ihnen? Jetzt teilen: